Klimafonds
Dossier
Blackout

Statement
„Das ist eine organisatorische Herausforderung“

Gastkommentar von Karl Puchas, Geschäftsführer der Lokale Energie Agentur GmbH (LEA), Leiter des Projekts „FeldBATT“ und Leiter des Kiras-Sicherheitsforschungsprojekts „Energiezelle F“.

Erst bei einer intensiven Auseinandersetzung mit den Folgen eines Blackouts wird klar, welche Trageweite ein solches Ereignis auf die kommunale Grundversorgung und damit auf die Gesellschaft haben würde. Der absehbare gesellschaftliche Schaden kann jedoch durch eine breite Auseinandersetzung und oft durch einfache persönliche und gemeindespezifische Vorbereitungsmaßnahmen erheblich reduziert werden. Um absehbare und nicht absehbare zukünftige Ereignisse (beispielsweise aufgrund von Klimawandel und Extremwetterlagen) bestmöglich bewältigen zu können, ist eine Auseinandersetzung mit den Schattenseiten unserer modernen Gesellschaft und eine entsprechende Vorsorge und Anpassung unverzichtbar.

Einige Aspekte stellen dabei Herausforderungen dar, die kaum bewältigbar erscheinen. Die intensive Beschäftigung in Zusammenarbeit mit den relevanten AkteurInnen führt jedoch zu umsetzbaren und leistbaren Lösungen. Blackout-Vorsorge ist oft weniger eine technische als vielmehr eine organisatorische Herausforderung. Auf Basis persönlicher Erfahrungen mit dem Thema Blackout-Vorsorge können folgende Erkenntnisse formuliert werden:

Klare Zuständigkeiten festlegen
Sowohl für die Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen als auch für den Blackout-Fall selbst sind verantwortliche sowie handelnde Personen festzulegen. Die zentrale Basis dafür ist eine persönliche Blackout-Vorsorge.

Planung und Dokumentation sind das Um und Auf
Wünschenswerte Abläufe im Blackout-Fall müssen im Vorfeld ausgearbeitet, dokumentiert und vor allem kommuniziert und geübt werden.

Ein Ressourcen- und Kompetenzaufbau ist erforderlich
Derzeit fehlen auf vielen Ebenen die entsprechenden personellen, aber auch fachlichen Ressourcen und Kompetenzen, um mit einer derart umfassenden und vernetzten Realität umgehen zu können. Weitreichende Infrastrukturausfälle, wie nach einem Blackout, lassen sich ohne umfassende und gute Vorbereitung nur schwer bewältigen.

Gesamtstaatliche Betrachtung und Koordination
Die meisten Herausforderungen bei der Blackout-Vorsorge und Bewältigung sind auf der Gemeindeebene zu bearbeiten und zu lösen. Dennoch gibt es Bereiche wie etwa die Gesundheits-, Lebensmittel- oder Treibstoffnotversorgung, aber auch häufig die Wasserversorgung oder Abwasserentsorgung, die überregional betrachtet und vorbereitet werden müssen.

Gesellschaftliche Robustheit und Resilienz als fortlaufender Prozess
Zusätzliche Qualifikationen für die Blaulichtorganisationen oder den Katastrophenschutz würden einen großen gesellschaftlichen Mehrwert liefern. Der Milizkader könnte speziell dafür ausgebildet werden, bei Katastrophen vor Ort dafür zu sorgen, dass möglichst rasch wieder Strukturen und Ordnung entstehen können beziehungsweise erhalten bleiben.

Keine falschen Sicherheitsversprechen
Die Bevölkerung muss darüber aufgeklärt werden, was im Fall eines Blackouts von staatlicher Seite und seitens der organisierten Hilfe realistisch erwartet werden kann und was nicht.

Maßnahmen zur Steigerung der Robustheit in Planungsprozesse integrieren
Gedanken zur Robustheit müssen sich in allen relevanten infrastrukturellen Planungsprozessen wiederfinden. So könnten beispielsweise PV-Anlagen und Speicher inselbetriebsfähig errichtet und bei Wohnbauprojekten eine Notwärmeversorgung für den Winter vorgesehen werden.