Im oberösterreichischen Waizenkirchen zeigt die EEG „Viere“, wie einfach und solidarisch die Energiewende gestaltet werden kann. Der ungewöhnliche Name „Viere“ hat dabei nichts mit der Zahl vier zu tun. Er leitet sich vielmehr vom umgangssprachlichen Ausdruck für „nach vorne“ ab. Denn nach vorne, in eine fossilfreie Energiezukunft, wollen die Mitglieder von „Viere“ ihre Gemeinde bringen.
Weil in Waizenkirchen Solidarität und Gemeinsamkeit großgeschrieben werden, sind in der Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) „Viere“ alle willkommen. Eine eigene Erzeugungsanlage ist keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft. Beteiligen können sich Produzent:innen ebenso wie Konsument:innen, unabhängig davon, ob sie in Mietwohnungen, Ein- oder Mehrfamilienhäusern leben oder als Klein- oder Mittelbetriebe der EEG beitreten möchten.
Solidarität als Schlüssel
Die einzige Voraussetzung, die für eine Mitgliedschaft benötigt wird, ist ein eigener Zählpunkt mit Smart Meter und ein Standort, der nahe genug ist, um an der Stromverteilung innerhalb der EEG teilzunehmen. Die Prüfung, ob diese Kriterien gegeben sind, und die Abwicklung etwaiger Formalitäten mit dem Netzbetreiber übernimmt „Viere“ für seine zukünftigen Mitglieder.
Die EEG „Viere“ hat sich zum Ziel gesetzt, das Grundprinzip von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, also die unabhängige, selbstbestimmte und krisensichere Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen und deren regionale Verteilung, so niederschwellig wie möglich zu gestalten. Die EEG sammelt nachhaltig erzeugten Strom aus der Nachbarschaft und verteilt ihn unter ihren Mitgliedern zu Tarifen, die vom Verein selbst festgelegt werden. Dass der Zugang zur EEG „Viere“ so einfach ist, erweist sich inzwischen als eine große Stärke.
Ein beeindruckendes Angebot
Denn was im März 2022 als Experiment einiger Gleichgesinnter begann, hat sich innerhalb kürzester Zeit dank des solidarischen Ansatzes in einer beeindruckenden Weise weiterentwickelt. Innerhalb der EEG „Viere“ werden jährlich rund 100.000 kWh erneuerbaren Strom unter seinen über 70 Mitgliedern genutzt. Neben Strom aus Photovoltaik-Anlagen, sind inzwischen auch zwei Wasserkraftwerke Teil der Energiegemeinschaft.
Auf diese Weise macht es die EEG Viere Interessierten leicht, Teil der Energiewende zu werden, wobei weder Mitgliedsbeiträge noch Grundentgelte innerhalb der Energiegemeinschaft verrechnet werden. Auf externe Abwicklungs- und Verrechnungsdienstleister ist die EEG „Viere“ ebenfalls nicht angewiesen, da im Rahmen der EEG-Gründung eine Open-Source-Software für diesen Zweck entwickelt wurde. Den verbleibenden überschaubaren Verwaltungsaufwand erwirtschaftet der Verein selbst und solidarisch. Als EEG ist „Viere“ offizieller Marktpartner, ebenso wie Energielieferanten und Netzbetreiber, und damit ein wichtiger Teil der Energiewende.
Sie wollen mehr über Energiegemeinschaften erfahren? Besuchen Sie dazu die Website der Österreichischen Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften. Auf jener Landkarte können Sie nach Energiegemeinschaften in Ihrer Umgebung Ausschau halten.
Bildcredit: (c) Harald Geissler/EEG Viere