Nationale Anpassungsstrategie vom Ministerrat verabschiedet

Die Bundesregierung hat am 23.10.2012 eine umfassende Anpassungsstrategie für die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels verabschiedet. „Wir müssen den Klimaschutz weiter verstärken, uns aber gleichzeitig für unausweichliche Auswirkungen des Klimawandels auf Natur und Mensch in Österreich wappnen“, erklärte Umweltminister Nikolaus Berlakovich, der die nationale Klimawandel-Anpassungsstrategie dem Ministerrat zur Beschlussfassung vorgelegt hat. Österreich gehört damit zu den ersten Ländern in Europa, die eine derartige Strategie erarbeitet haben.

Das Papier wurde über fünf Jahre lang im Auftrag des Umweltministeriums unter Beteiligung von rund 100 Institutionen ausgearbeitet. Es gliedert sich in 14 Themenfelder samt Handlungsempfehlungen: Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Tourismus, Energie, Bauen, Naturgefahren, Katastrophenvorsorge, Gesundheit, Natur, Verkehr, Raumordnung, Wirtschaft und Städte. Tenor der Strategie: Die möglichen Folgen des Klimawandels sollten in allen Planungs- und Entscheidungsprozessen rechtzeitig mit überlegt werden.

Auf Veränderungen in Vegetation und Wasserhaushalt vorbereiten

In der Landwirtschaft kann sich der Klimawandel vor allem auf den Anbau auswirken. Darauf sollten die Auswahl von Kulturpflanzen, die Anbaumethoden und die Bodensicherung ebenso Rücksicht nehmen wie Bewässerung, Düngung, Pflanzenschutz und Züchtungsmethoden. In ähnlicher Weise gilt das auch für die Forstwirtschaft. Hier geht es neben der Auswahl der Baumarten um die Abwehr von Schäden durch Windwurf, Borkenkäfer und die mögliche Zunahme von Waldbränden.

Ziel der Wasserwirtschaft ist es, die Versorgung auch in Gebieten mit drohender Wasserknappheit zu gewährleisten. Zu den Vorsorgemaßnahmen zählen weiters die Sicherung der Fließgewässerqualität und des Grundwassers. Auch die Erhöhung der Wassertemperatur kann eine zunehmende Rolle spielen.

Schon jetzt macht sich der Klimawandel auf Fauna und Flora bemerkbar. Um gefährdete Arten zu erhalten, werden mehr natürliche Rückzugsräume und Schutzprogramme notwendig sein, aber auch der Aufbau von Samen- und Genbanken. Das Gesundheitswesen sollte sich auf die Ausbreitung von Erregern und Infektionskrankheiten sowie von allergenen oder giftigen Arten vorbereiten.

Schutz vor Naturgefahren und Katastrophen weiter ausbauen

An Bedeutung wird der Schutz vor Naturgefahren gewinnen. Ziel ist es, Flächen von Siedlungen und Infrastruktur gezielt freizuhalten, Frühwarnsysteme auszubauen und den Wasserrückhalt in der Fläche zu sichern. Der Strategieentwurf schlägt auch vor, die versicherungsgestützte Eigenvorsorge auszuweiten und ehrenamtliche Organisationen für die Katastrophenvorsorge aufzubauen.

Um die Energiesicherheit zu gewährleisten, nennt die Anpassungsstrategie die Forcierung der dezentralen Energieerzeugung sowie die Vorbereitung der Stromnetze auf mögliche Engpässe oder Überkapazitäten. Das Bauwesen sollte sich durch alternative Kühltechnologien und adaptierte Baunormen auf eine steigende Zahl von Hitzetagen einstellen.

Noch keine Berechnungsbasis für umfassende Kostenschätzungen

Die österreichische Strategie hat mit vergleichbaren Arbeiten anderer europäischer Länder eines gemeinsam: Die Gesamtkosten für die Anpassung an den Klimawandel sind darin noch nicht bezifferbar. Die bisher vorliegenden wissenschaftlichen Studien konnten noch keine verlässlichen Berechnungsgrundlagen liefern, die Arbeiten dazu laufen auf internationaler Ebene intensiv. „Eines lässt sich aber schon jetzt sagen: Die Kosten zur Bewältigung des Klimawandels werden auf jeden Fall viel niedriger sein als die langfristigen Kosten des Nicht-Handelns“, betonte Berlakovich.

Die Klimawandel-Anpassungsstrategie wird in der Folge auch den Bundesländern zur politischen Zustimmung vorgelegt.

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