Klimafonds
Dossier
Soziale Innovationen

Projekt
Energiewende bottom-up

Dieses Forschungsprojekt analysierte klimapolitische Bereiche, in denen Bottom-up-Prozesse und neue Handlungsansätze einen Beitrag zur Energiewende leisten können und identifizierte geeignete Umsetzungskonzepte und AkteurInnen, die dabei eine zentrale Rolle spielen könnten.

Stand: Jänner 2021

Energiesysteme sind im Regelfall zentral gesteuert und lassen sich nur mit langen Vorlaufzeiten verändern. Um unsere Klimaziele trotzdem erreichen zu können, braucht es neben „lenkenden“ Maßnahmen und Rahmenbedingungen von Bund, Ländern und Gemeinden („top-down“) auch KonsumentInnen, die aktiv ihren Teil zur Energiewende beitragen möchten. In Studien werden immer wieder die enormen theoretischen Potenziale sogenannter Bottom-up-Initiativen (Bottom-up = von unten nach oben) aufgezeigt, tatsächlich ausgeschöpft werden diese allerdings nur selten.

Das Projekt „Energiewende bottom-up – Sozial Innovative Handlungsansätze und neue AkteurInnen“ (kurz EBU) hat es sich daher zur Aufgabe gemacht Wege, Möglichkeiten und soziale Innovationen aufzuzeigen und zusammenzufassen. Dabei standen folgende Fragestellungen im Fokus: Wie nähert man das aktuell „ausgeschöpfte“ Potenzial an das theoretische Potenzial an? Wie initiiert man einen Wandel und eine Dynamik, die dies ermöglicht? Inwiefern können neue Handlungsansätze und neue AkteurInnen einen Beitrag dazu leisten? Und wie kann die Politik dabei unterstützend wirken?

Dazu recherchierte und untersuchte das Projektteam existierende Energie-Initiativen sowie -Projekte im In- und Ausland (insgesamt mehr als 80 Projekte) auf ihre Handhabbarkeit, ihre Replizierbarkeit, ihr klimapolitisches Potenzial und ihren potenziellen Impact. Besonders erfolgsversprechende Initiativen wurden anschließend mit relevanten Stakeholdern weiterentwickelt, auf ihre Stärken und Schwächen überprüft und in detaillierten Steckbriefen ausgearbeitet. Darin finden sich unter anderem Bewertungen zur klimapolitischen Relevanz der Maßnahmen, zu ihrem Bezug zu sozialen Innovationen und zu bestehenden Umsetzungs-Hemmnissen.

In seinen Schlussfolgerungen hält das Projektteam fest, dass bei Initiativen mit direktem Energiebezug Bottom-up-Ansätze aktuell kaum eine Rolle spielen, „da die Themen meist sehr komplex sind und Menschen beim Energiethema sehr risikoavers agieren“. Eine Möglichkeit, um das Hemmnis hoher Komplexität aufzulösen sind für die ForscherInnen sogenannte „bottom-linked“-Ansätze. Dabei wird, zum Beispiel über (institutionalisierte) lokale „Kümmerer“, die lokale Bevölkerung aktiv in Initiativen eingebunden. Diese werden dann in Kooperation mit lokalen Netzwerken umgesetzt. Für Themen, bei denen der Energiebezug nicht unmittelbar ist empfiehlt das Projektteam hingegen in der Regel unterstützende organisatorische Maßnahmen und die Initiierung von Vorbildprojekten, die anschließend als Erfolgsstorys zur Nachahmung anregen sollen.

Die bottom-up Empfehlungen des Projektteams für eine gelungene Energiewende sind:

  • Gemeinsam Dämmen mit nachwachsenden Rohstoffen
  • Gemeinsames Dämmen der obersten Geschoßdecke mit nachwachsenden Rohstoffen + Heizsystemoptimierung
  • Gemeinsames Dämmen der obersten Geschoßdecke mit nachwachsenden Rohstoffen + Heizungssystemoptimierung kombiniert mit einer PV-Anlage mit Warmwasser-Heizpatrone
  • Lokale Biowärme-Gemeinschaften, unterstützt durch eine überregionale Dach-Genossenschaft
  • Ökostrom-Sharing
  • BewohnerInnen gestalten Gemeinschaftsgärten im Gemeindebau
  • Aktions- und Informationskampagne „Sharing is all around you“
  • Nahrungsmittelproduktion auf Dächern
  • Reduktion des Energieverbrauchs durch gemeinschaftliches Wohnen
  • Sharing im Wohnquartier
  • Smarte HausbesorgerInnen als EnergieberaterInnen
  • Kommunale oder regionale Supportstelle für Sharing Initiativen

Die Eckdaten

  • Projektzeitraum: 05/2018 bis 11/2019
  • Projektleitung: Austrian Energy Agency
  • Partner: Caritas, IMF – FH Krems
  • Förderung durch Klima- und Energiefonds (Förderschwerpunkt Energy Transition 2050): rund 120.000 Euro
  • Gesamtkosten des Projekts: rund 130.000 Euro

Weitere Informationen: Hier geht es zum Endbericht.