Wenn Strom, Wärme und Mobilität zunehmend erneuerbar werden, rückt eine neue Frage in den Fokus: Nicht mehr nur, wie Energie klimaneutral erzeugt wird, sondern auch wann und in welcher Form sie verfügbar ist. Energiespeicher werden dabei zum Schlüssel für eine zuverlässige und erneuerbare Energieversorgung, um Schwankungen auf täglicher sowie saisonaler Ebene auszugleichen.
Genau diesen Lösungen widmete sich kürzlich der Science Brunch zu innovativen Speicherlösungen am 24.11.2025, bei dem von uns geförderte Projekte ihre innovativen Ansätze vorstellten. Der Klima- und Energiefonds setzt bereits seit Jahren Schwerpunkte auf den Bereich Speicher, entsprechend vielfältig waren die präsentierten Projekte.
Gleich zu Beginn wurde sichtbar, wie vielfältig die erforschten Speicherlösungen sind, von thermischen Langzeitspeichern im Untergrund bis hin zu hybriden und großskaligen Stromspeichern. Daneben rückte ein Bereich in den Fokus, an den man beim Thema Stromspeicherung vielleicht nicht als Erstes denkt: die Mobilität.
Mobilität als aktiver Speicherbaustein
Mobilität kann ein aktiver Baustein im Thema Energiespeicher sein. Elektrofahrzeuge sind nämlich weit mehr als reine Stromverbraucher: Sie können als mobile Speicher dienen und aktiv zur Stabilisierung des Energiesystems beitragen. Dank bidirektionaler Ladetechnologien können E-Autos nämlich nicht nur Strom aufnehmen, sondern ihn zwischenspeichern und bei Bedarf auch wieder an Gebäude (V2H) oder Netz (V2G) abgeben. So helfen sie, Lastspitzen zu glätten, Stromengpässe abzufedern und günstige Zeiten am Energiemarkt optimal zu nutzen. Dies wird gerade für den Ausgleich von tageszeitlichen Schwankungen relevant.
Technisch ist bidirektionales Laden bereits möglich, doch es fehlen schlüsselfertige Gesamtlösungen und tragfähige Geschäftsmodelle. Genau diese Lücken wollen die beim Science Brunch vorgestellten Projekte, jeweils mit einem eigenen Ansatz, weiter schließen.
Forschungsprojekte im Fokus
1. Storebility2Market – Bidirektionales Laden im Realtest
Wie gut funktionieren die aktuell am Markt verfügbaren bidirektionalen Ladestationen? Dieser Frage widmet sich das Projekt Storebility2Market und hat bereits sieben marktgängige Ladestationen verschiedener Hersteller getestet. Aus den Ergebnissen werden anschließend unter anderem ein Kriterienkatalog, anwendbare Systemlösungen sowie skalierbare Geschäftsmodelle entwickelt. Darüber hinaus sollen durch gezielte Kommunikation und Bewusstseinsbildung sowohl die Bedienbarkeit als auch die Akzeptanz der Technologie erhöht werden, damit bidirektionales Laden künftig nicht nur möglich, sondern selbstverständlich genutzt wird.
2. Accu4Vehicle&Grid– Wechselakkus als flexible Netzdiener
Akku laden, obwohl das Fahrzeug gerade unterwegs ist? Accu4Vehicle&Grid zeigt, wie das funktionieren kann: Das Projekt entwickelte ein wechselbares, vom Fahrzeug entkoppeltes Akkusystem für elektrische Nutzfahrzeuge. Während das Fahrzeug im Einsatz ist, kann der entnommene Akku separat ans Stromnetz angeschlossen werden, laden oder auch Strom zurück ins Netz speisen. So wird die Batterie zum flexiblen Speicher und kann das Energiesystem stabilisieren. Dazu wurde ein intelligentes Energiemanagementsystem entwickelt, das mittels KI-basierten Energievorhersagen die Routenplanung der Fahrzeuge mit dem aktuellen Zustand des Stromnetzes verknüpft. Getestet wurde dieser innovative Ansatz in einem Living Lab.
3. Medusa DCMegacharger– Volladung in wenigen Minuten
Der besonders herausfordernde Schwerverkehr steht im Fokus des Projekts MEDUSA DC-Megacharger. Schwere Busse und LKWs sollen künftig auch in wenigen Minuten vollständig geladen sein. Hierfür wird eine systemdienliche integrierte Megawatt-Ladeinfrastruktur entwickelt und demonstriert, mit Ladeleistungen bis zu 1 MW. Ein weiterer zentraler Schwerpunkt liegt auf der Ermittlung optimaler Standorte für die Ladepunkte, möglicher Auswirkungen auf das Netz sowie der V2G-Fähigkeiten für Megawatt-LKWs.
4. DIVERGENT– Smartes Laden
Das Projekt DIVERGENT widmet sich vertieft der Frage, wie bidirektionale Ladevorgänge möglichst intelligent und netzdienlich gesteuert werden können. Durch den Austausch von Informationen zwischen Fahrzeug, Ladesäule und deren Betreiber lässt sich das Energiesystem so regeln, dass Leistungsspitzen vermieden und erneuerbare Energien besser genutzt werden. Um dieses smarte Zusammenspiel zu ermöglichen, entwickelt das Projekt Algorithmen auf Basis von Reinforcement Learning, Machine Learning und mathematischer Optimierung. Darüber hinaus untersucht DIVERGENT Methoden, die den Gesundheitszustand von Batterien besser einschätzen und die verbleibende Nutzungsdauer zuverlässiger prognostizieren lassen.
Blick nach vorne
Wie die vorgestellten Projekte zeigen, bewegst sich im Bereich Mobilität als Speicher und V2G-Lösungen derzeit sehr viel. Um dieses Potential weiter zu heben, setzt die aktuelle Ausschreibung Zero Emission Mobility + einen Schwerpunkt auf Vehicle-to-Grid Demonstratoren. Gefördert werden unter anderem die Entwicklung interoperabler, sicherer und skalierbarer V2G Gesamtlösungen sowie Erprobungen in realen Einsatzfeldern, wie etwa in Wohnquartieren oder Park&Ride-Anlangen