megaWATT Logistics

megaWATT Logistics – Neun eLKW wurden von 2018-2021 drei Jahre lang im Praxiseinsatz erprobt, fünf Fahrzeuge davon im Projekt megaWATT-Logistics ausgewertet. Diese haben mit Stand November 2021 insgesamt 328.537 km zurückgelegt, bei einer Verringerung der Treibhausgasemissionen um 279,7 Tonnen CO2-Äquivalent. Im Rahmen der Praxistests zeigte sich, dass eLKW in der Lage sind, die Aufgaben im Verteilerverkehr sowohl im Sommer wie auch im Winter zu erfüllen. Der Verbrauch lag zwischen 1,1 bis 1,4 kWh/km. Der Einsatz der Kühlung und/oder eine hohe Stoppfrequenz erhöhten den Verbrauch, während ein hoher Anteil an Überlandfahrten bzw. auf der Autobahn entgegen den Erwartungen den Verbrauch günstig beeinflusste. Als verbesserungswürdig wurde die Kommunikation zwischen eLKW und Ladeinfrastruktur identifiziert.

Im Rahmen der Road Map-Analysen konnten wir auf Basis einer Preisumfrage bei Herstellern und einer Literaturrecherche ein Batteriepreisszenario für schwere eLKW entwickeln. Diese folgen der Preiskurve für PKW-Batterien mit etwa fünfjähriger Verzögerung. Diese Unterschiede sollten jedoch minimiert werden, sobald eLKW in großem Maßstab produziert werden.

Der Austausch zwischen Logistikunternehmen und regionalen Netzdienstleistern offenbarte große organisatorische und regulatorische Herausforderungen.

Themen wie Mehrkostenförderungen, Mautermäßigungen, Zufahrtsbeschränkungen in Städten, Clean Vehicles Directive für Fahrzeuge im öffentlichen Eigentum, CO2-Flottengrenzwerte für LKW, höhere zulässige Gewichte für emissionsfreie LKW, Standards für den Bau von Infrastrukturen für alternative Kraftstoffe oder die Einbeziehung des Straßengüterverkehrs in den EU-Emissionshandel spielen als politische Rahmenbedingungen für die Flottenumstellung eine große Rolle.

Am Fahrzeugmarkt werden mit Stand 2022 von allen großen LKW-Herstellern mittlerweile 26 t eLKW angeboten. Die Reichweite pendelt zwischen 200 und 300 km- ausreichend für den Einsatz im Verteilerverkehr. Die Preise lassen in der Gesamtbetrachtung der Total Costs of Ownership (TCO) ohne Förderungen noch keinen wirtschaftlichen Einsatz zu. Der Einsatz von 40 t LKW verzögert sich weiter: mit den ersten Fahrzeugen wird nun für Ende 2022/Mitte 2023 gerechnet. Ab 2024 sollen auch 40 t Fahrzeuge mit Reichweiten von 500 km auf den Markt kommen.

Als Ergebnisse der umfangreichen Datenerhebungen und Simulationen ließ sich die erforderliche Energie- und Leistungsaufnahme an den Ladestandorten ableiten. Der Investitionsbedarf in die  Ladeinfrastruktur lässt sich durch eine optimierte Ladestrategie in manchen Use Cases deutlich verringern, in anderen Use Cases hingegen nur wenig.

Folgende Erkenntnisse haben sich schlussendlich herauskristallisiert:

  • In diesen herausfordernden Zeiten braucht die Umstellung auf Zero Emission LKW einen völlig neuen „Mindset“
  • Flexibilität bei der Technologieentscheidung ist weiterhin gefragt
  • Die Investitionsbereitschaft ist aufgrund von unklarem Ausgang bei der Frage der Technologieentscheidung derzeit noch zögerlich

Statement Projektleitung:

„Angesichts der Komplexität und Tragweite der zu erwartenden Investitionen wollen wir mit dem Projekt den Firmen eine klare Perspektive für die Umstellung auf E-LKW-Flotten geben. Diese stellt ein multidimensionales Problem dar und ist eine der größten Herausforderungen der letzten 50 Jahre für Logistikunternehmen. Neben dem Austausch der Fahrzeuge muss die für den Betrieb notwendige Infrastruktur (Stromversorgung, Ladesäulen,…) aufgebaut werden.

Der Strompreis ist mittlerweile der bestimmende Faktor für den Erfolg eines Logistikunternehmens geworden, das seine Flotte auf Zero Emission LKW umstellen möchte. Der Einkauf von Strom und die Absicherung von Strompreisen ist ein völlig neues Themenfeld für Logistiker geworden. Diese dramatischen Veränderungen bestärken eine These, die schon zu Projektbeginn angedacht war: Die Umstellung auf Zero Emission LKW Flotten benötigt einen völlig neuen „Mindset“ innerhalb der Unternehmen.“

Werner Müller

Projektleitung:
DI Werner Müller
Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
Institut für Verfahrens-und Energietechnik (IVET)
Council für nachhaltige Logistik (CNL)
E-Mail: cnl-team@boku.ac.at

Projektpartner:
EVN AG / i-LOG Integrated Logistics GmbH / Kairos – Institut für Wirkungsforschung & Entwicklung / LSG Building Solutions GmbH / Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG / Netz Niederösterreich GmbH / Österreichische Post AG / Quehenberger Logistics GmbH /   REWE International Lager & TransportgesmbH / Schachinger Logistik Holding GmbH / SMATRICS GmbH & Co KG / SPAR Österreichische Warenhandels-AG / Stiegl Getränke & Service GmbH & Co.KG / VERBUND Solutions GmbH