„Energie neu denken – Zukunftsbilder“

Neue Ansätze für die Energieeffizienz: Von der Energieforschung über neue industrielle Strategien beim Energiesparen bis hin zu Green ICT.

Im Rahmen der internationalen Tagung „Energie Neu Denken“, in deren Mittelpunkt Zukunftsbilder effizienter Energiesysteme und Strategien für die österreichische Energieforschung stehen, haben Bundesministerin Doris Bures und der Klima- und Energiefonds mit hochkarätigen VertreterInnen aus Wirtschaft und Forschung zur gemeinsamen Pressekonferenz eingeladen.

Mit weniger Energieverbrauch mehr bewegen

„Die ergiebigste Energiequelle, die nur darauf wartet, angezapft zu werden, ist Energieeffizienz“, sagt Infrastrukturministerin Doris Bures. Ressourcenknappheit, Klimawandel und steigender Energiebedarf sind die großen Herausforderungen, die Lösung liegt in Energieeffizienz und Innovation. So ist es nach Experteneinschätzung möglich, bis 2020 ein Viertel des Energieverbrauchs durch effizientere Technologien einzusparen. Das größte Sparpotential wird beim größten Verbraucher, Haushalte und Gebäude, verortet, gefolgt von Verkehr und Produktion.

Deswegen legt das BMVIT einen Forschungsschwerpunkt auf diesen Bereich. Nächstes Jahr starten – so wie jetzt schon für die E-Mobilität – großangelegte Technologiedemonstrationen („Leuchtturmprojekte“). Damit werden die Schlüsseltechnologien zu energieeffizienten Systemen vernetzt und die Voraussetzungen geschaffen, dass in Zukunft ganze Stadteile im Hinblick auf Gebäude, Wohnen, Arbeiten und Verkehr energiesparend organisiert werden können.

„In der intelligenten Vernetzung von energieeffizienten Technologien liegt ein zusätzliches, enormes Potential, um den Energieeinsatz zu optimieren“, sagt die Ministerin mit dem Hinweis auf Informations- und Kommunikationstechnologien, Stichwort Green ICT.

Die Studie SMART 2020 kommt zum Ergebnis, dass mit IKT-basierten, intelligenten Gebäudesystemen, Logistiksystemen, Motorsystemen und intelligenten Stromnetzen im Jahr 2020 weltweit 7,8 Gigatonnen CO2 weniger verursacht werden können. Das entspricht einer Einsparung von 15 Prozent.

Das Infrastrukturministerium (BMVIT) hat die Mittel für die Energieforschung massiv aufgestockt. Österreichweit wurden dafür im Vorjahr 87 Millionen Euro an öffentlichem Geld aufgewendet, davon 55 Millionen Euro vom BMVIT (inklusive Klima- und Energiefonds). Klimafreundliche Technologie als direktes Ergebnis von gezielter Forschung und Entwicklung ist in vielen Bereichen schon Realität. So ist Österreich bei den Passiv-Energiehäusern absoluter Spitzenreiter in Europa. Auch in den zukunftsträchtigen Forschungsfeldern von der E-Mobilität bis zu den intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) sind Österreichs Unternehmen und Forschungseinrichtungen unter den besten in Europa.

Neue Online – Förderlandkarte des Klima- und Energiefonds

Die Erforschung effizienter Energietechnologien und die Schaffung einer leistbaren, nachhaltigen und sicheren Energieversorgung – das sind die Ziele des Förderprogramms „Neue Energien 2020“ des Klima- und Energiefonds. Bisher wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als 400 Projekte gefördert.

„Im Interesse einer noch größeren Projekttransparenz hat der Klima- und Energiefonds nun eine eigene Projekt-Landkarte entwickelt, die online verfügbar ist. Wir bieten damit einen aktuellen  Einblick in unsere geförderten Projekte und zeigen, welche Innovationskraft  mit Hilfe unserer Fördergelder geschaffen wird“, erläutert Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, die Live-Präsentation der Förderlandkarte im Rahmen der Pressekonferenz in Wien.

„Ziel ist es, für alle TeilnehmerInnen und Interessierte die Projekte auch online zugänglich zu machen und dadurch Interesse für weitere richtungsweisende Projekteinreichungen zu generieren. Der Klima- und Energiefonds fördert seit 2007 Projekte im Bereich Neue Energien, deren durchschnittliche Projektdauer drei Jahre beträgt. Das bedeutet, dass mit jedem Monat immer mehr Projekte fertiggestellt werden und die Inhalte der Förderlandkarte  – für alle sozusagen in Echtzeit – stetig wachsen“, so Vogel weiter.

Bisher wurden vom Klima- und Energiefonds drei Ausschreibungen erfolgreich umgesetzt. Derzeit läuft die Evaluierung der Anträge der vierten Ausschreibungswelle. Die Förderstrategie setzt dabei auf Kontinuität und Langfristigkeit.

„Wir wollen das Programm Neue Energien 2020 auch 2011 fortsetzen. Unsere Zielsetzung ist es, Technologien zu finden, die schnell und praktikabel helfen, neue Energieformen zu nutzen bei gleichzeitiger Senkung des Verbrauches. Der Klimafonds hat zwischen 2007-2009 rund 100 Millionen Euro für die Unterstützung von Energieforschungsprojekten ausgegeben. Damit wurde ein Projektvolumen von 200 Millionen Euro mobilisiert. Neue Energien 2020 ist damit ein zentrales Werkzeug unserer Förderpolitik. 2010 standen 35 Millionen Euro zur Verfügung“, so die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds.

Vom Provider zur Service-Agentur

Der Einsatz von IT-Technologie in der Energiewirtschaft ist naturgemäß ein Thema, das ein Technologieunternehmen interessiert. Leo Steiner, Generaldirektor IBM Österreich, weist vor allem darauf hin, dass Innovation heute nur mehr in einem kollaborativen Ansatz möglich ist. „Die Optimierung einzelner Systeme greift zu kurz. Heute geht es darum am Markt mit Service-Angeboten präsent zu sein, um sich zu differenzieren“, formuliert er den IBM Ansatzpunkt.

Mit internationalen Beispielen, etwa einer Steckdose, die anzeigt, ob der Strom gerade günstig ist bzw. den Einsatz von Elektroautos im Verbund mit erneuerbarer Energie, belegt er diesen Ansatz.

Green ICT – Intelligente Strategien und Innovationen

OECD-Länder stehen laut Christian Reimsbach-Kounatze, OECD, vor der globalen Herausforderung, die stets steigende Energienachfrage sicherzustellen. Intelligentere Strategien und Innovationen sind für ihn zwingend erforderlich, um diese Herausforderung zu bestehen und ein „grünes Wachstum“ sowie eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung einzuleiten. Die „OECD Declaration on Green Growth“ nennt explizit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKTs) und ihre effektiven Anwendungen als Schlüsselelemente, um eine stärkere, sauberere, gerechtere Wirtschaft aufzubauen.

Im Sinne der Unterstützung der Länder bei der Implementierung ihrer Initiativen, sieht Reimsbach-Kounatze die Tagung „Energie Neu Denken“ als einen wichtigen Schritt zur Förderung der Zusammenarbeit, die als Ziel die Entwicklung intelligentere Strategien für eine stärkere, sauberere und gerechtere Wirtschaft haben muss. 

Energie Neu Denken

„Wir sind zu einer „Push-Button-Gesellschaft“ geworden, denn die Mehrzahl der Menschen nimmt die Verfügbarkeit und den Verbrauch von Energie als etwas Alltägliches wahr und verhält sich dementsprechend verschwenderisch“, hält Hartmut Esslinger, Institut für Industrial Design der Universität für angewandte Kunst Wien, fest. 

Er sieht die Aufgabe eines „neuen Denkens“ im Bereich Energie aber nicht nur in der Gesellschaft begründet. Esslinger appelliert besonders an die Kreativen, mit konzeptionell innovativen, sozial und ökologisch relevanten sowie ästhetisch kompetenten Designs, Energie neu zu denken und neue Ideen als gleichberechtigten Faktor in der Leitung von Unternehmen zu etablieren. Das Schlagwort der Veranstaltung „Energie Neu Denken“ symbolisiert diesen Anstoß.

 

  • V.l.n.r. GD DI Leo Steiner (IBM), GF Theresia Vogel (Klima- und Energiefonds), Bundesministerin Doris Bures (BMVIT), Christian Reimsbach-Kounatze (OECD) und Prof. Dr. Hartmut Esslinger (Universität für angewandte Kunst Wien)

    Energie Neu Denken

  • Energie Neu Denken - im Bild v.l.n.r. GD DI Leo Steiner (IBM), GF Theresia Vogel (Klima- und Energiefonds), Bundesministerin Doris Bures (BMVIT), Christian Reimsbach-Kounatze (OECD) und Prof. Dr. Hartmut Esslinger (Universität für angewandte Kunst Wien)