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Zukunftshoffnung Wasserstoff
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Theresia Vogel ist Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds.

Um die Klimaneutralität in Österreich bis 2040 erreichen zu können, braucht es weniger Treibhausgase und weniger Emissionen aus allen wirtschaftlichen Sektoren. Die Nutzung von grünem Wasserstoff kann hierbei von entscheidender Bedeutung sein.

Stand: Jänner 2021

Mit dem Ziel „Klimaneutralität 2040“ hat die österreichische Bundesregierung eine eindeutige Absicht für die nächsten Jahrzehnte formuliert: Ziel ist eine 100-prozentige Reduktion von Treibhausgasen und damit eine fossilfreie Zukunft. Es geht also um nichts weniger als eine umfassende und tiefgehende Transformation unseres bislang auf fossile Energieträger aufgebauten Wirtschaftssystems. Um dieses anspruchsvolle Vorhaben tatsächlich erreichen zu können, braucht es radikal Neues, technische Innovationen, viele kluge Ideen und ambitionierte Umsetzungsprojekte in allen Bereichen – vom Kühlschrank bis zum Stahlwerk. Nur wenn wir uns des Vorhabens ganzheitlich, intensiv und schnell annehmen, werden die Bemühungen letztlich auch von Erfolg gekrönt sein.

Getreu dieser Devise unterstützt der Klima- und Energiefonds diesen Weg seit vielen Jahren erfolgreich mit zahlreichen Projekten, Förderungen sowie Initiativen. Dabei geht es zuallererst darum, den Energieverbrauch in möglichst allen Bereichen zu senken. Je weniger Energie verbraucht wird, umso einfacher ist schließlich die Versorgung mit erneuerbaren Energien. In weiterer Folge gilt es dann fossile Energieträger zu 100 Prozent durch erneuerbare Energieträger zu ersetzen – und zwar in allen Bereichen, von Strom und Wärme bis hin zu Industrie und Mobilität. Ziel muss es sein, erneuerbare Energien überall und sinnvoll zu nutzen, wenn möglich regional. Zum Gelingen der Energiewende braucht es aber einen weiteren wichtigen Schritt: Nur wenn wir es schaffen, die erneuerbare, nachhaltig erzeugte Energie auch über längere Zeiträume hinweg zu speichern und damit umfassend nutzbar zu machen, ist eine nachhaltige Dekarbonisierung auch wirklich realisierbar. Erst damit wird die zeitliche Entkoppelung von Erzeugung und Verbrauch möglich und erst damit können saisonale oder tagesbedingte Überschüsse zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden. Entsprechende Speichertechnologien werden daher im Stromsektor enorm an Bedeutung gewinnen, aber auch bei Wärme, Industrieanwendungen und der Mobilität werden sie immer wichtiger.

Und genau hier kommt der Wasserstoff (H2) ins Spiel und dabei vor allem der grüne Wasserstoff – H2 also rein aus erneuerbarer Energie. Es gibt am Markt zwar viele Forschungs- und Entwicklungsbemühungen in diese Richtung und auch einige andere technisch ausgereifte Speichertechnologien, aber kaum eine bietet eine ähnlich langfristige Perspektive wie Wasserstoff. Dazu kommt: H2 ist nicht nur Speichermedium, sondern auch ein wichtiger Energieträger mit einer sehr hohen Energiedichte, der schon jetzt in der Industrie breite Anwendung findet und dort in Zukunft noch viel mehr an Bedeutung gewinnen wird. Parallel zur langfristigen Speicherung und seiner industriellen Verwendung hat Wasserstoff auch im Schwer- und Überlandverkehr (Bahn, Lkw) großes Potenzial. Das hohe Gewicht der Fahrzeuge und die erforderliche Reichweite prädestinieren die Brennstoffzellen-Technik geradezu für den Einsatz in Nutzfahrzeugen – gleich mehrere Hersteller haben zuletzt für die kommenden Jahre entsprechende Serienmodelle angekündigt. Trotz aller Vorteile kann Wasserstoff aber natürlich nicht alle Fragen beantworten, die mit der Energiewende einhergehen. Die Anwendung in anderen Bereichen als den zuvor genannten ist daher genau zu prüfen und im Zweifel sind besser geeignete Alternativen zu bevorzugen.

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Der Klima- und Energiefonds setzt im Bereich der Umwandlung erneuerbarer Energie in H2, der Speicherung und Anwendung von grünem Wasserstoff seit Jahren in der Forschung Schwerpunkte und fördert Projekte wie „Renewable Gasfield“ oder „FCTRAC“ Projekt, die auch im Rahmen dieses Dossiers vorgestellt werden. Verstärkt geht es nun aber darum, von der Grundlagenforschung zur Umsetzung einer weitergehenden „Wasserstoffwelt“ zu gelangen und Wasserstoffanwendungen – als Ersatz für fossile Energieträger – für die Industrie und den Schwerverkehr zu entwickeln. Wobei wir in Österreich den Schwerpunkt auf grünen Wasserstoff legen.

In österreichweiten Projekten wie WIVA P&G geht es darum, das Thema ganzheitlich zu unterstützen: Von der Forschung in den Markt, von der Idee bis zum Recycling, von der Energieaufbringung bis zur Energieanwendung. Ziel muss es sein, auf vielfältigsten Ebenen einen wichtigen Beitrag zur Beschleunigung der heimischen wie auch der globalen Energiewende zu leisten. Österreich ist keine Insel, Wasserstoff ist ein europäisches, ein globales Thema mit hoher Dynamik. Daher sehen wir unsere Aufgabe auch darin, innovative Unternehmen in der Wasserstofftechnologie fit für den internationalen Wettbewerb zu machen und gute Lösungen vor den Vorhang zu holen.

Mit der vorliegenden zweiten Auflage unseres Wasserstoff-Dossiers wollen wir informieren, Hintergrundwissen vermitteln, aber auch zur Diskussion anstoßen. Das Dossier soll außerdem zeigen, dass der Klima- und Energiefonds nicht nur heute ein wichtiger Partner für Innovation und Wasserstoff ist, sondern ganz sicher auch in den kommenden Jahren. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Lesen!