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„Wir müssen Österreich in diesem Zukunftsfeld als wichtigen Player positionieren!“
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Zur Person

Theodor Zillner ist stellvertretender Leiter der „Abteilung I3 – Energie- und Umwelttechnologien“ in der „Sektion III – Innovation“ im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).

Theodor Zillner vom Klimaschutzministerium war direkt in die Erarbeitung der österreichischen Wasserstoffstrategie involviert. Wir haben mit ihm über die Schwerpunkte und die F&E-Stoßrichtungen des Strategiepapiers gesprochen.

Stand: Jänner 2021

Herr Zillner, bereits im Sommer 2020 veröffentlichte die EU-Kommission eine europäische Wasserstoffstrategie – wie wichtig war es vor diesem Hintergrund, auch nationale Ableitungen und Zielsetzungen zu erarbeiten und zu präsentieren?
Die bereits länger laufenden Arbeiten an der Nationalen Wasserstoffstrategie bekamen durch die europäische Strategie sogar zusätzliches Gewicht. Es gilt schließlich neben der (gesamt-)europäischen Politik auch die nationale Situation mit ihren speziellen Möglichkeiten und Herausforderungen der Produktion und der Nutzung von Wasserstoff zu betrachten und gezielt anzusprechen.

Welche großen Schwerpunkte umfasst die Nationale Wasserstoffstrategie?
Da muss ich zuerst einmal vorausschicken, dass Österreich zusammen mit einigen anderen fortschrittlichen Ländern ganz klar auf „grünen“ Wasserstoff setzt, was aktuell leider noch nicht für alle Mitgliedsstaaten gilt. Die großen nationalen Schwerpunkte kommen daher nicht sehr überraschend: klimaneutrale, grüne H2-Produktion, H2-Transport und -Speicherung. Eine wesentliche Forschungsfrage ist aber auch die Nutzung von Wasserstoff als Speicher im Energiesystem, die stoffliche Nutzung in der Industrie und Wasserstoff als Treibstoff im Schwerverkehr.

Das heißt, man hat insbesondere die Potenziale von grünem Wasserstoff erkannt?
Ja, definitiv. Wasserstoff hat unbestritten große Potenziale in den angesprochenen Schwerpunkten, wenn er aber natürlich nicht die alleinige Lösung der Klimaprobleme sein kann, da wir ja enorme Mengen von erneuerbarer Energie brauchen, um Wasserstoff zu produzieren.

Was bedeutet die Strategie nun insbesondere für den nationalen Forschungs- und Entwicklungsbereich?
Die österreichische Wasserstoffstrategie ist das Fundament. Die nationale Forschungs- und Entwicklungsszene muss nun darauf aufbauend mit deutlichen politischen und finanziellen Signalen motiviert werden, um Entwicklungen in diese Richtung zu forcieren. Es gilt Österreich mit neuen und verbesserten Technologien in diesem Zukunftsfeld als wichtigen Player und Technologielieferanten in Europa zu positionieren und gleichzeitig die Potenziale zur Reduktion von Treibhausgasen in Österreich zu heben.

Welche konkreten Stoßrichtungen sollen dabei in den kommenden Jahren gesetzt werden? Wo sehen Sie das größte Potenzial?
Die am schnellsten realisierbaren Anwendungsbereiche von grünem Wasserstoff sind sicherlich bei den Industriebetrieben und da vor allem in der Chemie- und Kunstdüngerindustrie zu finden. Diese verwenden bereits jetzt große Mengen an Wasserstoff, allerdings ist der aktuell leider noch nicht „grün“. Parallel dazu sind rasch Anstrengungen zu unternehmen, um mit Wasserstoff als Speicheroption die steigenden Mengen von „erneuerbarem Strom“ auch wirklich gut und effizient nutzen zu können.