Klimafonds
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Soziale Innovationen

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Sozial innovativ werden

Mit den in den Basisstudien „SINNergyTRANS“, „Energiewende bottom-up“ und „transAT“ entwickelten und aufbereiteten Steckbriefen, Methoden und Ergebnissen können soziale Innovationen besser initiiert, begleitet, gesteuert und bewertet werden.

Stand: Jänner 2021

Wie können soziale Innovationen für die Energiewende angestoßen und unterstützt werden? Welche Rahmenbedingungen braucht es dafür? Welche regulatorischen Maßnahmen und Vorgaben erleichtern die Umsetzung? Und mit welchen Methoden können möglichst viele Menschen dafür begeistert und auch langfristig zum Mitmachen animiert werden? Diese und viele andere Fragen standen im Zentrum von „SINNergyTRANS“, „transAT“ und „Energiewende bottom-up“. Diese im Rahmen des Förderschwerpunkts „Energy Transition 2050“ geförderten Basisstudien bilden nun eine wichtige Grundlage für weitere Umsetzungen im Forschungsfeld sozialer Innovationen.

Das Projektteam von „Energiewende bottom-up“ konzentrierte sich dabei vor allem auf die enormen Potenziale sogenannter Bottom-up-Initiativen (Bottom-up = von unten nach oben), die in der Praxis bislang nur selten voll zur Entfaltung kommen. Dazu wurden existierende Energie-Initiativen sowie -Projekte im In- und Ausland (insgesamt mehr als 80 Projekte) auf ihre Handhabbarkeit, ihre Replizierbarkeit, ihr klimapolitisches Potenzial und ihren potenziellen Impact untersucht. Besonders erfolgsversprechende Initiativen wurden anschließend weiterentwickelt und in Steckbriefen ausgearbeitet.

Darunter findet sich beispielsweise die Idee zur Schaffung von kommunalen oder regionalen Supportstellen für Sharing Initiativen. Mithilfe solcher Anlauf-, Unterstützungs- und Koordinierungsinstanzen könnten sich die meist kleinteiligen Plattformen, die oft mit einem hohen Organisationsaufwand und Problemen wie der Unklarheit bei rechtlichen Themen kämpfen, voll auf ihre Stärken konzentrieren und ihr Potenzial zur gesellschaftlichen Veränderung hin zu mehr Klima- und Energiebewusstsein besser ausschöpfen. Eine große Chance liegt laut dem Projektteam auch in der Forcierung von Gemeinschaftsgärten im Gemeindebau. Dazu könnten vorhandene Freiflächen in den städtischen Wohnanlagen teilweise oder zur Gänze in die Betreuung durch BewohnerInnen übergeben werden. Auf diese Weise würde man einerseits das gemeinschaftliche Gärtnern mit positiven Auswirkungen auf das Stadtklima fördern, und andererseits das Anpflanzen und Ernten von Nahrungsmitteln direkt vor Ort.

Nicht um „bottom-up“, sondern um „top-down“ (von oben nach unten) ging es on der Studie „transAT“. Der Fokus lag also auf Entscheidungen und Maßnahmen der öffentlichen Hand auf rechtlicher (Gesetze, Verordnungen), wirtschaftlicher (Steuern, Förderungen), planerischer (Raumordnung, Strategien), kommunikativer (Bewusstseinsbildung) und partizipativer Ebene (Regionalentwicklung). Anhand von drei konkreten Fallbeispielen wurden internationale Best-Practice-Beispiele gesammelt, diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und Maßnahmen abgeleitet sowie ausgearbeitet. Besonders großes Potenzial sieht das Projektteam dabei in der Abschaffung von Förderungen und Subventionen nicht-nachhaltiger Energieträger, in einer mit Blickrichtung Energiewende gestalteten Steuerreform (beispielsweise aufkommensneutrale CO2-Steuer) und in der Etablierung eines Rechtsrahmens zugunsten erneuerbarer Energien und Ressourcen.

Die Studie „SINNergyTRANS“ schließlich konzentrierte sich auf 16 besonders erfolgsversprechende partizipative Methoden, die in Form von Steckbriefen ausführlich beschrieben, auf einer Methodenlandkarte (siehe Grafik) abgebildet und mithilfe eines sogenannten „Impact Assessment Tools“ auf ihre Wirkung hin bewertet wurden. Neben einer allgemeinen Beschreibung sind in den Steckbriefen auch umfassende Informationen zur Eignung der Methoden im Kontext der Energiewende hinterlegt.

Die in „SINNergyTRANS“ entwickelte Methodenlandkarte dient AnwenderInnen zur schnellen Orientierung: Wofür ist die Methode geeignet, für welche Anzahl an TeilnehmerInnen, wie lange dauert die Umsetzung, wie hoch sind die Kosten? Die Landkarte gibt außerdem Auskunft, wann die Methode am besten eingesetzt werden kann.

 

Die Methode World Café beispielsweise ist besonders gut für die Beteiligung mittlerer und großer Gruppen von mindestens zwölf bis hin zu mehreren Hundert Personen am Anfang, aber auch während oder am Ende eines Problemlösungsprozesses geeignet. Um Sichtweisen, Meinungen und das Wissen aller Betroffenen und Interessierten zu einem Thema in Austausch zu bringen und zu vernetzen diskutieren die TeilnehmerInnen in Kleingruppen zu vier bis fünf Personen entlang vorbereiteter Fragen mögliche Antworten und Lösungsansätze. Um nachfolgende Gespräche durch Beiträge aus vorhergehenden Gesprächen zu befruchten, wechseln die TeilnehmerInnen mehrmals an neue Tische.

Eine weitere in „SINNergyTRANS“ beschriebene Methode nennt sich Community of Practice (CoP). Dabei handelt es sich um eine informelle Praxis- und Lerngemeinschaft, in der sich Menschen, die in ähnlichen Praxisfeldern arbeiten, zusammenschließen, um voneinander zu lernen und ein gemeinsames Anliegen voranzutreiben und zu gestalten. So können neue Netzwerke geschaffen und bestehende Netzwerke gestärkt werden. Damit die Methode funktioniert, sollte die Zusammensetzung der Gruppe aber möglichst stabil bleiben und die Gruppe mit 12 bis 25 Personen nicht zu groß sein.

Zur Involvierung größerer Gruppen und zur experimentellen Entwicklung neuer Lösungen eignen sich besonders sogenannte Reallabore. In diesen Experimentierräumen erproben viele unterschiedliche AkteurInnen (Forschungseinrichtungen, Interessensgruppen wie NGOs, Verbände, VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, Unternehmen, Gewerbetreibende, BürgerInnen, …) gemeinsam innovative Ansätze für zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweisen. Reallabore können zu allen Themen der Strom-, Wärme- und Mobilitätswende eingesetzt werden, wo langfristiges „Umlernen“ erforderlich ist, denn das gemeinsame Lernen und Einüben nachhaltiger Handlungsmöglichkeiten aller AkteurInnen steht im Zentrum.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere erfolgversprechende Methoden wie das World Café, die Zukunftswerkstatt, Dragon Dreaming, Planning for Real oder Community Organizing. Hier geht es zu den Steckbriefen und Detailbeschreibungen und hier zur Methodenlandkarte.